QT-Ende: Startschuss für die Krypto-Erholung oder der letzte Hauch warmer Luft vor dem Winter?
Autor: Frank, PANews
Originaltitel: Die Federal Reserve kündigt das Ende von QT an – Ist dies der „Startschuss“ für Krypto oder steht ein weiterer Winter bevor?
Am 1. Dezember (US-Zeit) kündigte die Federal Reserve offiziell das Ende der quantitativen Straffung (QT) an. Am selben Tag erlebte der Kryptomarkt eine kollektive Rallye: BTC stieg um etwa 8 % und kehrte über die Marke von 93.000 US-Dollar zurück, während ETH um fast 10 % zulegte und wieder die 3.000-US-Dollar-Marke überschritt. Auch andere Altcoins feierten einen regelrechten Höhenflug: SUI stieg um 20 %, SOL um 13 %.
Plötzlich verwandelte sich der Markt von Totenstille in Euphorie. Mit dem Ende von QT erwarten viele eine neue Welle der Liquidität.
Es gibt jedoch auch andere Stimmen: Einige glauben, dass dieser plötzliche Anstieg nur ein letztes Aufbäumen im Bärenmarkt ist und keinen neuen Trend einleitet. Doch hat das Ende von QT in der Vergangenheit dem Markt tatsächlich neue Impulse gegeben? PANews versucht, die Veränderungen des Kryptomarktes nach dem Ende von QT in der Geschichte zu analysieren.
2019: Vom Ende von QT zum dunkelsten Moment
Das letzte Mal endete QT am 1. August 2019 – das ist nun über sechs Jahre her. Lassen Sie uns in diese Zeit zurückblicken.
Im Sommer 2019 hatte der Kryptomarkt gerade den Höhepunkt eines kleinen Bullenmarktes hinter sich. Nach dem Crash Ende 2018 stieg BTC kontinuierlich an und erreichte ein Hoch von 13.970 US-Dollar. Obwohl dies noch unter dem vorherigen Hoch von 19.000 US-Dollar lag, glaubte der Markt, dass die Kryptoindustrie auf einen neuen Bullenmarkt zusteuerte und neue Höchststände erreichen würde.
Am 31. Juli kündigte die Federal Reserve auf der Sitzung des Federal Open Market Committee (FOMC) an, das Programm der quantitativen Straffung (QT) am 1. August 2019 offiziell zu beenden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Bitcoin gerade eine starke Korrektur von fast 30 % hinter sich und war auf etwa 9.400 US-Dollar gefallen. Nach der Ankündigung des QT-Endes stieg Bitcoin am 31. Juli um bis zu 6 % und kehrte in den folgenden Tagen wieder an die Marke von 12.000 US-Dollar zurück.

Doch dieser Aufwärtstrend hielt nicht lange an. Am 26. September kam es zu einem weiteren heftigen Einbruch am Kryptomarkt, wobei der Preis auf bis zu 7.800 US-Dollar fiel. Im Oktober gab es zwar durch die positiven Blockchain-Nachrichten aus China einen kurzen Anstieg, doch danach geriet der Markt wieder in eine Phase der Unsicherheit und Panik. Erst mit dem Ausbruch der Pandemie 2020 – also kurz vor dem Beginn der quantitativen Lockerung (QE) durch die Federal Reserve – kam es zum beispiellosen Crash am 12. März („3.12“).
Zur gleichen Zeit stieg der Nasdaq-Index von August 2019 bis Februar 2020 kontinuierlich und erreichte im Februar 2020 mit 9.838 Punkten ein neues Allzeithoch. Zwischen Februar und März 2020 gerieten sowohl der Kryptomarkt als auch die Aktienmärkte in einen Crash.
Dies war das Drehbuch des Kryptomarktes vom Ende der letzten QT-Phase bis zum Beginn der QE durch die Federal Reserve. In diesem historischen Zyklus schien Bitcoin nach dem Ende von QT kurzfristig von positiven Impulsen zu profitieren, kehrte aber ohne QE schnell wieder auf den Abwärtspfad zurück.
Natürlich ist jeder Moment der Geschichte einzigartig.
In jenem Sommer belebten Nachrichten wie Facebooks Libra-Projekt und der Start von Bakkt mit physisch abgewickelten Bitcoin-Futures den Markt erheblich. Gleichzeitig setzte der Zusammenbruch des PlusToken-Pyramidensystems im Juni 2019 mit massiven Verkäufen den Kryptomarkt unter Druck.

Korrelation zwischen Bitcoin und S&P 500 von 2017 bis heute
Aktuelle Lage: Zehnfache Größe, stabilerer Trend
Wie unterscheidet sich die heutige Situation von damals?
Im Dezember 2025 hatte Bitcoin nach dem im Oktober erreichten Allzeithoch von 126.199 US-Dollar eine starke Korrektur von fast zwei Monaten hinter sich, mit einem maximalen Rückgang von über 36 %. Auch wenn sich die Details der Kursentwicklung und die Preise deutlich von damals unterscheiden, ähnelt die aktuelle Phase der von 2019: Nach einem Bullenmarkt folgt eine Phase heftiger Schwankungen. Einerseits sieht es nach dem Beginn eines Bärenmarktes aus, andererseits könnte es auch nur eine Verschnaufpause im Bullenmarkt sein.
Aus fundamentaler Sicht ist der Kryptomarkt heute vom traditionellen Finanzmarkt anerkannt. Niemand ist mehr überrascht, wenn große Unternehmen in den Markt einsteigen oder Krypto-Treasury-Strategien und Krypto-ETFs von börsennotierten Unternehmen genutzt werden. Das gesamte Marktvolumen ist im Vergleich zu 2019 um das Zehnfache gestiegen. Die Marktteilnehmer sind nicht mehr überwiegend Privatanleger, sondern institutionelle Investoren.

Vergleich der Bitcoin-Entwicklung 2017–2019 und 2023–2025
In Bezug auf die Kursentwicklung gibt es zwar ähnliche Ergebnisse, aber der Verlauf ist sehr unterschiedlich. Um die historischen Trends rund um das Ende von QT besser zu erkennen, hat PANews die zwei Jahre vor dem QT-Ende 2019 mit den zwei Jahren vor dem QT-Ende 2025 verglichen. Wenn man beide Preisreihen auf einen Startwert von 100 normiert, erkennt man ein interessantes Phänomen: Die Kursanstiege vor dem Ende von QT sind in beiden Zyklen ähnlich – 142 % im Jahr 2019, 131 % heute, also jeweils etwa das 2,4-fache.
Der Verlauf ist jedoch deutlich unterschiedlich: In den letzten beiden Jahren war der Bitcoin-Kurs viel stabiler und weniger volatil als im vorherigen Zyklus.
Ein weiterer entscheidender Faktor ist, dass die Korrelation zwischen Kryptomarkt und US-Aktienmarkt heute viel stärker ist – aktuell liegt sie meist zwischen 0,4 und 0,6, was eine starke Korrelation bedeutet. 2019 lag die Korrelation zwischen BTC und dem S&P 500 meist zwischen -0,4 und 0,2 (also kaum oder sogar negativ korreliert).
Obwohl die Richtung meist gleich ist, bevorzugen Anleger im aktuellen Umfeld mit begrenztem Kapital die sichereren US-Tech-Aktien gegenüber Kryptowährungen. Am Beispiel der QT-Ende-Nachricht vom 2. Dezember: Vor dieser Nachricht hatte der Nasdaq zwar auch eine Korrektur hinter sich, war aber bereits wieder auf Erholungskurs und näherte sich dem vorherigen Hoch von 24.019 Punkten. Im Vergleich dazu war die Entwicklung von Bitcoin deutlich schwächer – der Rückgang war stärker, und die Erholung vor der Nachricht fiel schwächer aus. Natürlich spielt dabei auch die hohe Volatilität von Kryptowährungen als Risikoanlage eine Rolle, aber insgesamt ähnelt der Kryptomarkt heute eher einer Tech-Aktie im US-Aktienmarkt.
QT ist kein Startschuss – QE ist die wahre Erlösung
Bitcoin folgt den US-Aktien, andere Altcoins folgen Bitcoin. Das bedeutet, dass die weitere Entwicklung des Kryptomarktes noch stärker von makroökonomischen Faktoren abhängt. Als „Mitläufer“ reicht das Ende von QT als „Blutstillung“ nicht aus, um eine eigenständige Rallye zu tragen – der Markt sehnt sich nach echter „Bluttransfusion“: der quantitativen Lockerung (QE).

Der Blick auf die Entwicklung nach dem letzten QT-Ende zeigt: Zwischen QT-Ende und dem Beginn von QE gab es zwar eine kurze Erholung aufgrund der QT-Erwartungen, insgesamt setzte sich jedoch der Abwärtstrend fort. Erst nach der Ankündigung der „unbegrenzten QE“ durch die Federal Reserve am 15. März 2020 folgte der Kryptomarkt dem Aktienmarkt nach oben.
Aktuell ist zwar QT beendet, aber die Federal Reserve hat noch nicht offiziell mit der quantitativen Lockerung begonnen. Allerdings erwarten die meisten großen Finanzinstitute eine weiterhin lockere Geldpolitik und Zinssenkungen durch die Federal Reserve, möglicherweise sogar eine Wiederaufnahme der QE.
Goldman Sachs und Bank of America erwarten, dass die Federal Reserve 2026 weiter die Zinsen senken wird, einige Prognosen gehen von zwei Zinssenkungen im Jahr 2026 aus. Die Deutsche Bank und andere Institute erwarten, dass die Federal Reserve bereits im ersten Quartal 2026 mit QE beginnen könnte. Allerdings besteht das Risiko, dass diese Erwartungen bereits vorweggenommen werden. Goldman Sachs wies im November in seinem Ausblick für die globalen Märkte 2026 darauf hin: „Der Basisausblick für die globalen Märkte 2026 ist moderat, die Federal Reserve wird lockerer, die Fiskalpolitik verbessert sich und die Auswirkungen von Zöllen lassen nach, was das Wachstum stützt. Aber der Markt hat diese Erwartungen bereits eingepreist, daher besteht das Risiko, dass die Realität hinter den Erwartungen zurückbleibt.“
Obwohl der Markt QE erwartet, ist Krypto nicht mehr das heißeste Thema – der Aufstieg des KI-Marktes verdrängt die Aufmerksamkeit und Erwartungen für Krypto. Viele Bitcoin-Mining-Unternehmen haben sich bereits auf KI-Computing-Netzwerke verlagert. Im November berichteten sieben der zehn größten Mining-Unternehmen nach Rechenleistung, dass ihre KI- oder High-Performance-Computing-Projekte bereits Einnahmen generieren, die übrigen drei planen nachzuziehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Weder aus historischer Erfahrung noch angesichts der aktuellen Situation scheint das Ende von QT der Startschuss für einen neuen Bullenmarkt zu sein. Der wirklich wichtige Wendepunkt ist der Beginn der quantitativen Lockerung.
Selbst wenn QE beginnt, ist das Volumen des Kryptomarktes heute zehnmal so groß wie 2019 und die Entwicklung stabiler – ob die früheren zehnfachen Kursgewinne wiederholt werden können, ist fraglich. Außerdem müssen wir anerkennen, dass Blockchain oder Kryptowährungen nicht mehr die Hauptrolle auf der Marktbühne spielen – KI ist heute der Star.
All diese Veränderungen hüllen die Zukunft des Kryptomarktes in dichten Nebel. Übermäßiger Optimismus oder Pessimismus sind gleichermaßen unangebracht.
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