Die Monetary Authority of Singapore (MAS) kündigt eine neue Phase ihrer Digital-Asset-Strategie an. Ab 2026 wird die Zentralbank erstmals tokenisierte MAS-Bills im Rahmen eines offiziellen Pilotprogramms testen.
Parallel arbeitet die Behörde an einem neuen Stablecoin-Gesetz, das den Markt für private digitale Zahlungsmittel in der Stadtstaaten-Ökonomie regulieren soll. Die MAS erweitert damit ihr bestehendes Tokenisierungsprogramm „Project Guardian“ und bestätigt, dass sich das regulatorische Rahmenwerk für Stablecoins bereits in Vorbereitung befindet. Beide Schritte sollen Singapur international als Standort für regulierte Tokenisierung und digitale Marktinfrastruktur stärken.
Tokenisierte Staatsanleihen: Kernstück der neuen Pilotphase
Laut MAS-Managing-Director Chia Der Jiun soll Singapur ab nächstem Jahr damit beginnen, MAS-Bills - also kurzfristige Staatsanleihen - in tokenisierter Form im Interbankenmarkt bereitzustellen. Diese Bonds zählen zu den sichersten und liquidesten Instrumenten im südostasiatischen Finanzsystem und werden täglich in Milliardenhöhe gehandelt. Durch die Tokenisierung sollen Handels-, Abwicklungs- und Sicherheitenprozesse beschleunigt und automatisiert werden.
Die Behörde betonte laut Reuters, dass die bisherigen Experimente zur Tokenisierung von Bankverbindlichkeiten und Wertpapieren gezeigt hätten, dass die Technologie marktreif sei, jedoch noch eine stabilere Infrastruktur benötige. Die tokenisierten MAS-Bills sollen deshalb als realer Liquiditätstest dienen, um zu prüfen, wie interoperable Netzwerke im institutionellen Handel funktionieren.
Wholesale-CBDC und bestehende Banktests werden ausgeweitet
Singapur hatte bereits zuvor eine Wholesale-CBDC getestet, die zwischen DBS, OCBC und UOB für Abwicklungen eingesetzt wurde. Diese Experimente fliessen nun in das neue Pilotprogramm ein. Die MAS bestätigte , dass die kommenden Tests sowohl mit tokenisierten Staatsanleihen als auch mit tokenisierten Bankverbindlichkeiten kombiniert werden, um eine durchgängige digitale Finanzmarktkette abzubilden - vom Liquiditätsmanagement bis zur finalen Settlement-Ebene.
Parallel entwickelte die MAS ein neues regulatorisches Rahmenwerk für Stablecoins, das 2026 in Kraft treten soll. Im Mittelpunkt stehen drei Anforderungen: vollständige und hochwertige Reserve-Deckung, klare Rückzahlungsmechanismen und die Zulassungspflicht für Emittenten. Der Fokus liegt auf Single-Currency Stablecoins, die 1:1 an den Singapur-Dollar oder an hochliquide Währungen wie USD gebunden sind.
Die Behörde warnte davor, dass der Markt für private Stablecoins zwar gewachsen sei, aber ohne klare Regeln erhebliche Risiken für Verbraucher und institutionelle Nutzer birgt. Mit dem kommenden Gesetz sollen weltweit anerkannte Standards gesetzt werden - vergleichbar mit dem europäischen MiCA-Regime, aber stärker bankenorientiert.

