Die europäische Wettbewerbsbehörde hat eine deutliche Warnung an zwei der weltweit größten Börsen – Deutsche Boerse AG und Nasdaq Inc. – ausgesprochen. Die Europäische Kommission (EK) hat eine umfassende kartellrechtliche Untersuchung gegen die Unternehmen eingeleitet, da sie vermutet, dass diese nicht wettbewerbsfähige Absprachen bei der Notierung, dem Handel und der Abwicklung von Derivaten getroffen haben könnten.
Dieser Schritt hat die Märkte erschüttert und die Debatte darüber neu entfacht, wie weit die Regulierungsbehörden bereit sind zu gehen, um die Finanzmärkte fair zu halten.
Die Aktien der Deutschen Boerse fielen um mehr als 7 %, der stärkste Rückgang seit zwei Jahren, während Nasdaq im US-Vorbörsenhandel um 1,7 % nachgab, da Investoren mit möglichen Folgen rechneten.
Die EK vermutet, dass die beiden Börsen Preise koordiniert, die Marktnachfrage aufgeteilt oder sensible Geschäftsdaten ausgetauscht haben könnten – ein Verhalten, das gegen die EU-Wettbewerbsregeln verstoßen könnte. Die Bedenken gehen auf eine Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 1999 zwischen Eurex, der Derivate-Sparte der Deutschen Boerse, und HEX, einer finnischen Derivatebörse, die später von Nasdaq übernommen wurde, zurück.
Nasdaq besteht darauf, dass das Abkommen legitim und transparent war.
„Nasdaq ist der Ansicht, dass die Zusammenarbeit rechtmäßig war“, erklärte das Unternehmen und wies darauf hin, dass die Vereinbarung mit der Europäischen Kommission besprochen wurde und „nie Einwände erhoben wurden, bis nach Beendigung der Zusammenarbeit.“
Auch die Deutsche Boerse äußerte sich ähnlich und bezeichnete die Partnerschaft als „wettbewerbsfördernd“ und darauf ausgelegt, die Liquidität und Effizienz im nordischen Derivatemarkt zu steigern. Beide Unternehmen erklären, dass sie vollständig mit den Ermittlern kooperieren.
Die Untersuchung folgt auf Durchsuchungen im September 2024 in den europäischen Büros beider Unternehmen, nur wenige Monate nachdem die European Energy Exchange (EEX) der Deutschen Boerse den geplanten Kauf der nordischen Stromhandelssparte von Nasdaq wegen wettbewerbsrechtlicher Bedenken abgesagt hatte.
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Die formelle Untersuchung der EK gibt ihr die Befugnis, bei bestätigten Verstößen Geldbußen von bis zu 10 % des weltweiten Jahresumsatzes zu verhängen.
Auch wenn die Einleitung einer Untersuchung keine Schuld impliziert, signalisiert sie Europas wachsende Intoleranz gegenüber jeglichen Anzeichen von Marktabsprache.
Interessanterweise lässt sich die Deutsche Boerse nicht bremsen. Am selben Tag, an dem die Untersuchung bekannt gegeben wurde, teilte das Unternehmen mit, dass die Europäische Zentralbank im ersten Quartal 2026 dem zentral abgewickelten Repo-Markt von Eurex beitreten wird – ein bedeutender Schritt zur Erweiterung der Marktinfrastruktur.
In welche Richtung wird dieses Durchgreifen gehen? Die Zeit wird es zeigen.


