Glassnode: Der Kampf um die Verteidigung der 100.000-Dollar-Marke beginnt erneut – Wird Bitcoin sich erholen oder weiter fallen?
Der Markt befindet sich möglicherweise bereits in einem moderaten Bärenmarkt.
Originaltitel: Defending $100k
Originalautor: Chris Beamish, CryptoVizArt, Antoine Colpaert, Glassnode
Übersetzung: Luffy, Foresight News
Zusammenfassung
· Bitcoin ist unter die kurzfristige Halterkostenbasis (ca. 112.500 USD) gefallen, was eine nachlassende Nachfrage bestätigt und das Ende der vorherigen Bullenmarktphase markiert. Derzeit konsolidiert sich der Preis um die 100.000 USD und liegt etwa 21 % unter dem Allzeithoch (ATH).
· Etwa 71 % des Bitcoin-Angebots befinden sich weiterhin im Gewinn, was typisch für eine mittelfristige Korrektur ist. Die relative nicht realisierte Verlustquote von 3,1 % deutet auf eine moderate Bärenmarktphase hin, nicht auf eine tiefe Kapitulation.
· Seit Juli ist das Angebot an Bitcoin von langfristigen Haltern um 300.000 Stück gesunken. Selbst bei fallenden Preisen hält der Abbau an – im Gegensatz zum Muster des „Verkaufs bei Anstiegen“ in der frühen Phase dieses Zyklus.
· US-Spot-Bitcoin-ETFs verzeichnen anhaltende Mittelabflüsse (täglich 150 Millionen – 700 Millionen USD). Die kumulierte Spot-Handelsvolumendifferenz (CVD) der wichtigsten Börsen zeigt anhaltenden Verkaufsdruck und eine nachlassende Eigenhandelsnachfrage.
· Die richtungsbezogene Prämie am Perpetual-Futures-Markt ist von 338 Millionen USD pro Monat im April auf 118 Millionen USD gefallen, was darauf hindeutet, dass Händler ihre gehebelten Long-Positionen reduzieren.
· Die Nachfrage nach Put-Optionen mit einem Ausübungspreis von 100.000 USD ist hoch, die Prämien steigen – Händler hedgen weiterhin Risiken, statt bei Rücksetzern zu kaufen. Die kurzfristige implizite Volatilität bleibt empfindlich gegenüber Preisschwankungen, hat sich nach dem Anstieg im Oktober jedoch stabilisiert.
· Insgesamt befindet sich der Markt in einem fragilen Gleichgewicht: schwache Nachfrage, kontrollierbare Verluste, ausgeprägte Vorsicht. Für eine nachhaltige Erholung müssen neue Kapitalzuflüsse angezogen und der Bereich von 112.000 – 113.000 USD zurückerobert werden.
On-Chain Insights
Nach Veröffentlichung des Berichts in der vergangenen Woche ist Bitcoin nach mehreren erfolglosen Versuchen, die kurzfristige Halterkostenbasis zurückzuerobern, unter die psychologisch wichtige Marke von 100.000 USD gefallen. Dieser Durchbruch bestätigt die nachlassende Nachfragedynamik, den anhaltenden Verkaufsdruck langfristiger Investoren und markiert das klare Ende der Bullenmarktphase.
Dieser Artikel bewertet die strukturelle Schwäche des Marktes anhand von On-Chain-Preismodellen und Ausgabenindikatoren und kombiniert diese mit Daten aus dem Spot-, Perpetual- und Optionsmarkt, um die Marktstimmung und Risikopositionen für die kommende Woche einzuschätzen.
Testen der unteren Unterstützungszone
Seit dem starken Marktrückgang am 10. Oktober (UTC+8) konnte sich Bitcoin nicht über der kurzfristigen Halterkostenbasis halten und fiel schließlich deutlich auf etwa 100.000 USD, etwa 11 % unter dem kritischen Schwellenwert von 112.500 USD.
Historische Daten zeigen, dass nach einem so deutlichen Abschlag gegenüber diesem Niveau die Wahrscheinlichkeit steigt, dass der Preis auf noch tiefere strukturelle Unterstützungen fällt – wie z. B. den derzeitigen Realized Price aktiver Investoren von etwa 88.500 USD. Dieser Indikator verfolgt dynamisch die Kostenbasis des aktiven zirkulierenden Angebots (ohne ruhende Token) und dient in längeren Korrekturphasen vergangener Zyklen oft als wichtiger Referenzwert.

Am Scheideweg
Eine weitere Analyse zeigt, dass die aktuelle Korrektur strukturelle Ähnlichkeiten mit Juni 2024 und Februar 2025 (UTC+8) aufweist – in beiden Zeiträumen befand sich Bitcoin an einem entscheidenden Scheideweg zwischen „Erholung“ und „tiefer Kontraktion“. Aktuell sind bei einem Preis unter 100.000 USD etwa 71 % des Angebots im Gewinn, was den unteren Rand der typischen 70%-90%-Gewinnzone für mittelfristige Abschwächungsphasen markiert.
In dieser Phase kommt es häufig zu kurzfristigen Erholungen in Richtung der kurzfristigen Halterkostenbasis, doch eine nachhaltige Erholung erfordert meist längere Konsolidierung und neue Nachfragezuflüsse. Umgekehrt gilt: Wenn weitere Schwäche dazu führt, dass mehr Halter Verluste erleiden, könnte der Markt von der aktuellen moderaten Korrektur in eine tiefe Bärenmarktphase übergehen. Historisch ist diese Phase durch Kapitulationsverkäufe und eine langfristige Reakkumulation gekennzeichnet.

Verluste bleiben kontrollierbar
Um die Natur der aktuellen Korrektur weiter zu differenzieren, kann die relative nicht realisierte Verlustquote herangezogen werden – dieser Indikator misst den Anteil der gesamten nicht realisierten Verluste am Marktwert in USD. Im Gegensatz zu den extremen Verlustniveaus während des Bärenmarkts 2022-2023 zeigt die aktuelle Verlustquote von 3,1 %, dass der Marktdruck moderat ist, vergleichbar mit den mittelfristigen Korrekturen im dritten und vierten Quartal 2024 sowie im zweiten Quartal 2025 (UTC+8), und bleibt unter der Schwelle von 5 %.
Solange die nicht realisierte Verlustquote in diesem Bereich bleibt, kann der Markt als „moderater Bärenmarkt“ eingestuft werden, gekennzeichnet durch geordnete Neubewertung statt panikartiger Verkäufe. Sollte die Korrektur jedoch zu einem Anstieg dieser Quote auf über 10 % führen, könnte dies eine breite Kapitulation auslösen und den Eintritt in eine ernstere Bärenmarktphase markieren.

Langfristige Halter verkaufen weiter
Obwohl das Ausmaß der Verluste relativ kontrollierbar ist und der Rückgang vom Allzeithoch bei 126.000 USD nur 21 % beträgt, sieht sich der Markt weiterhin einem moderaten, aber anhaltenden Verkaufsdruck durch langfristige Halter (LTH) ausgesetzt. Dieser Trend ist seit Juli 2025 (UTC+8) allmählich sichtbar geworden; selbst als Bitcoin Anfang Oktober ein neues Hoch erreichte, änderte sich daran nichts, was viele Investoren überraschte.
In diesem Zeitraum ist der Bitcoin-Bestand der langfristigen Halter um etwa 300.000 Stück gesunken (von 14,7 Millionen auf 14,4 Millionen). Im Gegensatz zur Verkaufswelle in der frühen Phase dieses Zyklus – als langfristige Halter bei starken Anstiegen „in Stärke verkauften“ – verkaufen sie diesmal „in Schwäche“, also während der Preis konsolidiert und weiter fällt. Dieser Verhaltenswechsel zeigt, dass erfahrene Investoren zunehmend Ermüdungserscheinungen zeigen und das Vertrauen nachlässt.

Off-Chain Insights
Munition fehlt: Institutionelle Nachfrage kühlt ab
Der Blick auf die institutionelle Nachfrage zeigt: In den letzten zwei Wochen haben sich die Zuflüsse in US-Spot-Bitcoin-ETFs deutlich verlangsamt, mit anhaltenden Nettoabflüssen von 150 Millionen – 700 Millionen USD pro Tag. Das steht in starkem Kontrast zu den kräftigen Zuflüssen von September bis Anfang Oktober, die den Preis stützten.
Der jüngste Trend zeigt, dass institutionelle Kapitalallokationen vorsichtiger werden, Gewinnmitnahmen und eine geringere Bereitschaft zu neuen Engagements die Gesamtkaufkraft der ETFs belasten. Diese Abkühlung steht in engem Zusammenhang mit der allgemeinen Preisschwäche und verdeutlicht, dass nach monatelanger Akkumulation das Käufervertrauen nachlässt.
Deutliche Tendenz: Schwache Spot-Nachfrage
Im vergangenen Monat hat die Aktivität am Spotmarkt weiter nachgelassen, die kumulierte Handelsvolumendifferenz (CVD) der wichtigsten Börsen (Anmerkung: CVD steht für Cumulative Volume Delta und misst die Nettodifferenz zwischen aggressiven Käufen und Verkäufen) ist durchweg rückläufig. Binance und der gesamte Spot-CVD sind negativ, mit -822 Bitcoin bzw. -917 Bitcoin, was anhaltenden Verkaufsdruck und eine geringe Nachfrage nach aggressiven Käufen zeigt. Coinbase ist relativ neutral, mit einem CVD von +170 Bitcoin, ohne klare Anzeichen für Käuferakkumulation.
Die Verschlechterung der Spot-Nachfrage korreliert mit den verlangsamten ETF-Zuflüssen und deutet auf einen Rückgang des Vertrauens eigenständiger Investoren hin. Diese Signale verstärken gemeinsam den abgekühlten Markttonus: Geringes Kaufinteresse, schnelle Gewinnmitnahmen bei Erholungen.

Nachlassendes Interesse: Derivatemarkt entlevert
Am Derivatemarkt ist die richtungsbezogene Prämie am Perpetual-Futures-Markt (d. h. die Gebühren, die Long-Trader für das Halten ihrer Positionen zahlen) von ihrem April-Höchststand von 338 Millionen USD pro Monat auf etwa 118 Millionen USD gefallen. Dieser deutliche Rückgang signalisiert eine breite Schließung spekulativer Positionen und eine deutlich gesunkene Risikobereitschaft.
Nach einer längeren Phase hoher positiver Funding-Rates zeigt der stetige Rückgang dieses Indikators, dass Händler ihre gehebelten Richtungspositionen abbauen und eher neutral als aggressiv long positioniert sind. Dieser Wandel steht im Einklang mit der allgemeinen Schwäche bei Spot-Nachfrage und ETF-Zuflüssen und unterstreicht, dass der Perpetual-Markt von Optimismus zu einer vorsichtigeren Risikovermeidung übergegangen ist.

Schutzsuche: Defensive Haltung am Optionsmarkt
Während Bitcoin um die psychologische Marke von 100.000 USD pendelt, zeigt der Options-Skew-Indikator erwartungsgemäß eine starke Nachfrage nach Put-Optionen. Die Daten zeigen, dass der Optionsmarkt nicht auf eine Umkehr oder „Buy the Dip“ setzt, sondern hohe Prämien zahlt, um sich gegen weitere Abwärtsrisiken abzusichern. Die Preise für Put-Optionen an den wichtigsten Unterstützungsniveaus sind hoch, was darauf hindeutet, dass Händler weiterhin auf Risikoschutz statt auf Positionsaufbau setzen. Kurz gesagt: Der Markt hedgt, statt den Boden zu kaufen.

Risikoprämie steigt wieder
Nach zehn aufeinanderfolgenden Tagen im negativen Bereich ist die einmonatige Volatilitätsrisikoprämie leicht ins Positive gedreht. Wie erwartet, kam es zu einer Mittelwertumkehr dieser Prämie – nach einer schwierigen Phase für Gamma-Verkäufer wurde die implizite Volatilität neu bewertet und stieg an.
Dieser Wandel spiegelt wider, dass der Markt weiterhin von Vorsicht dominiert wird. Händler sind bereit, hohe Preise für Schutz zu zahlen, was Market Makern ermöglicht, die Gegenposition einzunehmen. Bemerkenswert ist, dass die implizite Volatilität mit dem Aufbau defensiver Positionen anstieg, als Bitcoin auf 100.000 USD fiel.

Volatilität steigt und fällt zurück
Die kurzfristige implizite Volatilität bleibt eng negativ mit der Preisentwicklung korreliert. Während der Bitcoin-Verkäufe stieg die Volatilität stark an, die einwöchige implizite Volatilität erreichte 54 %, bevor sie nach der Stabilisierung bei 100.000 USD um etwa 10 Volatilitätspunkte zurückging.
Auch die längerfristige Volatilität stieg: Die einmonatige Volatilität lag etwa 4 Punkte über dem Niveau vor der Korrektur bei 110.000 USD, die sechsmonatige Volatilität stieg um etwa 1,5 Punkte. Dieses Muster unterstreicht die klassische „Panik-Volatilitäts“-Beziehung: Schnelle Preisrückgänge treiben weiterhin die kurzfristige Volatilität nach oben.

Verteidigungskampf um die 100.000 USD-Marke
Ein Blick auf die Prämien für Put-Optionen mit einem Ausübungspreis von 100.000 USD gibt weiteren Aufschluss über die aktuelle Stimmung. In den letzten zwei Wochen ist die Netto-Prämie für Put-Optionen stetig gestiegen; gestern, als die Sorge um ein mögliches Ende des Bullenmarkts zunahm, schnellte die Prämie deutlich in die Höhe. Während der Verkaufsphase stiegen die Put-Prämien stark an, und selbst als Bitcoin sich an der Unterstützung stabilisierte, blieben die Prämien hoch. Dieser Trend bestätigt die anhaltende Hedging-Aktivität – Händler setzen weiterhin auf Schutz statt auf erneute Risikoübernahme.

Kapitalflüsse werden defensiv
Die Kapitalflüsse der letzten sieben Tage zeigen, dass Taker-Trades überwiegend negative Delta-Positionen einnehmen – hauptsächlich durch den Kauf von Put-Optionen und den Verkauf von Call-Optionen. In den letzten 24 Stunden (UTC+8) gibt es weiterhin kein klares Bodensignal. Market Maker halten weiterhin Long-Gamma-Positionen und absorbieren erhebliche Risiken von renditeorientierten Händlern, was ihnen ermöglicht, von beidseitigen Preisschwankungen zu profitieren.
Dieses Muster hält die Volatilität hoch, aber kontrollierbar, und der Markt bleibt vorsichtig. Insgesamt begünstigt das aktuelle Umfeld defensive Strategien gegenüber aggressiven Spekulationen und es fehlt an klaren Aufwärtskatalysatoren. Da die Kosten für Abwärtsabsicherung jedoch hoch bleiben, könnten einige Händler bald beginnen, Risikoprämien zu verkaufen, um Value-Investment-Chancen zu suchen.

Fazit
Bitcoin ist unter die kurzfristige Halterkostenbasis (ca. 112.500 USD) gefallen und hat sich bei etwa 100.000 USD stabilisiert, was einen entscheidenden Strukturwandel am Markt markiert. Bisher ähnelt diese Korrektur früheren mittelfristigen Abschwächungsphasen: 71 % (im Bereich von 70 %-90 %) des Angebots sind weiterhin im Gewinn, die relative nicht realisierte Verlustquote bleibt mit 3,1 % (unter 5 %) kontrolliert, was auf einen moderaten Bärenmarkt statt auf eine tiefe Kapitulation hindeutet. Allerdings unterstreichen die anhaltenden Verkäufe langfristiger Halter seit Juli sowie die Mittelabflüsse aus ETF-Produkten, dass sowohl das Vertrauen der Privatanleger als auch der Institutionen nachlässt.
Setzt sich der Verkaufsdruck fort, wird der Realized Price aktiver Investoren (ca. 88.500 USD) zur wichtigen Abwärtsreferenz; eine Rückeroberung der kurzfristigen Halterkostenbasis würde hingegen eine erneute Nachfragestärkung signalisieren. Gleichzeitig zeigen die richtungsbezogene Prämie am Perpetual-Markt und die CVD-Tendenz einen Rückgang spekulativer Hebel und eine sinkende Spot-Beteiligung, was das risikovermeidende Umfeld verstärkt.
Am Optionsmarkt bestätigen die starke Nachfrage nach Put-Optionen, die hohen Prämien für 100.000 USD-Ausübungspreise und die leicht gestiegene implizite Volatilität den defensiven Grundton. Händler priorisieren weiterhin Schutz statt Akkumulation, was eine zögerliche Haltung gegenüber einem „Boden“ widerspiegelt.
Insgesamt befindet sich der Markt in einem fragilen Gleichgewicht: überverkauft, aber nicht panisch, vorsichtig, aber strukturell intakt. Die nächste Richtungsbewegung hängt davon ab, ob neue Nachfrage die anhaltenden Verkäufe langfristiger Halter absorbieren und den Bereich von 112.000 – 113.000 USD als solide Unterstützung zurückerobern kann – oder ob die Verkäufer weiterhin dominieren und den aktuellen Abwärtstrend verlängern.
Haftungsausschluss: Der Inhalt dieses Artikels gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder und repräsentiert nicht die Plattform in irgendeiner Form. Dieser Artikel ist nicht dazu gedacht, als Referenz für Investitionsentscheidungen zu dienen.
Das könnte Ihnen auch gefallen
Im DeFi-Bereich gibt es potenzielle Risiken in Höhe von 8 Milliarden US-Dollar, bisher ist jedoch nur 100 Millionen explodiert.
Stream Finance Zusammenbruch und systemische Krise

Datenanalyse: Der Kampf um die 100.000 US-Dollar – Wird Bitcoin steigen oder weiter fallen?
Der Markt befindet sich möglicherweise bereits in einem moderaten Bärenmarkt.

BitMine: Der Auslöser des Ethereum-Unternehmens-Hodl-Trends


