Autor: Will Owens
Übersetzung: AididiaoJP, Foresght News
Das Wort „Kryptowährung“ bedeutet wörtlich „versteckte“ oder „geheime“ Währung. Doch während des Großteils ihrer Entwicklungsgeschichte wurde das Thema Privatsphäre in der Branche lange Zeit vernachlässigt. Erst in letzter Zeit beginnt sich dies zu ändern.
In den letzten Wochen ist das Narrativ rund um Privatsphäre erneut in den Fokus gerückt. Als eine der ältesten und bekanntesten Privacy Coins ist Zcash (ZEC) seit September um mehr als 700 % gestiegen – es scheint, als wären über Nacht alle im Krypto-Space zu Privatsphäre-Experten geworden. Allerdings kritisieren einige prominente Persönlichkeiten aus dem Bitcoin-Bereich diesen Anstieg als „künstlich manipuliert“ und warnen Käufer davor, am Ende als „Bagholder“ dazustehen. Die Ökonomin Lyn Alden warnte Investoren davor, nicht in die Falle eines „koordinierten Pumps“ zu tappen.
Doch der Investor Naval Ravikant widersprach schnell und brachte ein grundlegendes Argument für Zcash vor: „Transparente Kryptowährungen können unter harter staatlicher Repression nicht überleben.“

Man darf nicht vergessen, dass Satoshi Nakamoto, der anonyme Gründer von Bitcoin, bereits im Whitepaper von 2008 die Einschränkungen des Bitcoin-Netzwerks in Bezug auf Privatsphäre eingeräumt hat.
Obwohl CoinJoin-Dienste wie Samourai und Wasabi einst auf Bitcoin populär waren, stehen sie heute unter wachsendem regulatorischen Druck. Samourai wurde nach der Verhaftung seiner Gründer de facto eingestellt, und Wasabi hat im Juni 2024 aufgrund regulatorischer Bedenken die CoinJoin-Funktion eingestellt und US-Nutzer blockiert.
Payjoin ist ein einfaches Tool, das die Annahme „mehrere Inputs gehören einer Person“ durchbrechen kann und zunehmend Beachtung findet, erfordert aber weiterhin Interaktion zwischen den Nutzern. Satoshi Nakamoto wies im obigen Zitat auf ein grundlegenderes Problem der Transparenz von Bitcoin hin. Zcash, ein Fork von Bitcoin, ermöglicht es Nutzern, mit Zero-Knowledge-Proofs Transaktionen zu verschleiern und adressiert damit direkt die von Satoshi angesprochenen Privatsphäre-Limitierungen.

Satoshi Nakamoto räumte die Privatsphäre-Einschränkungen von Bitcoin auch in Forenbeiträgen ein.
Kernpunkte
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Nach Jahren der Stagnation ist ZEC im vergangenen Monat um etwa das Achtfache gestiegen, deutlich stärker als der Gesamtmarkt, und hat die Diskussion um „Privacy Features“ neu entfacht.
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Diese Diskussion erinnert an die frühen Debatten rund um Bitcoin über „Recht auf Privatsphäre“ versus „regulatorische Realität“.
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Die Marktkapitalisierung von Zcash hat Monero übertroffen.
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Die Nutzererfahrung von Zcash hat sich verbessert (zum Beispiel durch die Zashi Wallet).
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Cross-Chain-Intent-Kanäle senken die Einstiegshürden (NEAR Intents).
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Das Anonymitätsset wächst.
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Erstmals werden mehr als 30 % des ZEC-Angebots im Shielded Pool gehalten.
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Im Vergleich zu Bitcoin gibt es jedoch immer noch sehr wenige Full Nodes bei Zcash.
Entwicklungsgeschichte und Netzwerk-Upgrades
Zcash stammt aus akademischer Forschung von 2013, als Kryptographen der Johns Hopkins University das Zerocoin-Protokoll entwickelten. Um die Effizienz zu steigern, wurde dieses Protokoll später zu Zerocash weiterentwickelt und schließlich 2016 von Cypherpunk Zooko Wilcox und seiner Electric Coin Company als Bitcoin-Fork eingeführt. Das Ziel war einfach: Die monetären Eigenschaften von Bitcoin beibehalten und gleichzeitig das am häufigsten genannte Design-Defizit (das auch Satoshi selbst einräumte) beheben: das Fehlen von Transaktions-Privatsphäre.
Im Gegensatz zu Bitcoin, bei dem alle Transaktionen on-chain öffentlich sichtbar sind, verwendet Zcash eine Zero-Knowledge-Proof-Technologie namens zk-SNARKs. Dadurch können Nutzer die Gültigkeit einer Transaktion beweisen, ohne Absender, Empfänger oder Betrag preiszugeben. Obwohl Monero früher eingeführt wurde und Technologien wie Ring-Signaturen zum Schutz der Privatsphäre nutzt, ist Zcash die erste Mainstream-Blockchain, die zk-SNARKs auf Protokollebene implementiert.
Zcash verwendet ein On-Chain-Finanzierungsmodell, bei dem ein Teil der Blockbelohnungen an Community-geführte Projekte geht, nicht an bestimmte Organisationen. Gemäß dem Vorschlag ZIP 1016 fließen 8 % der Blockbelohnungen in den Zcash Community Fund, 12 % in einen von Tokenholdern verwalteten Fonds. Die Electric Coin Company und die Zcash Foundation erhalten keine automatische Zuteilung, sondern müssen ebenfalls über diese Mechanismen Mittel beantragen.
Zcash hat mehrere Netzwerk-Upgrades durchlaufen:
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Sapling (2018): Deutliche Steigerung der Effizienz von Shielded Transactions.
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Heartwood (2020): Einführung von Shielded Miner Rewards, sodass Miner Blockbelohnungen privat empfangen können.
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Canopy (2020): Mit dem ersten Halving wurde das Finanzierungsmodell grundlegend reformiert – der vierjährige Entwicklungsfonds, gemeinsam verwaltet von ECC, Zcash Foundation und Community Grants, ersetzte die ursprüngliche Gründerbelohnung.
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NU5 / Orchard (2022): Das wichtigste Upgrade seit dem Start – Halo 2 Recursive Proofs ersetzen die komplexe Trusted Setup Ceremony, und Unified Addresses vereinfachen Privacy-Operationen. Der Orchard Shielded Pool wurde eingeführt.
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NU6 (2024): Einführung von Protokoll-internen Treasury-Lockboxen zur dezentralen Verwaltung der Treasury und zur Erhöhung der Transparenz bei der Verwendung des Entwicklungsfonds.
Als Nächstes steht das NU7-Upgrade an.
Marktentwicklung und aktueller Stand
Die Marktperformance von ZEC war über weite Strecken schwach – nicht nur im Vergleich zu BTC, sondern auch im Schatten von Monero. Monero bietet standardmäßig grundlegende Privatsphäre, setzt aber auf kleine Anonymitätssets mit Ring-Signaturen, bei denen echte Inputs mit 15 Ködern gemischt werden. Diese moderate Anonymitätsgröße wurde in einigen Studien bereits erfolgreich deanonymisiert.
Regulierungsbehörden nehmen Monero besonders ins Visier, da dessen Privatsphäre standardmäßig und verpflichtend ist. 2020 beauftragte der US Internal Revenue Service sogar Unternehmen wie Chainalysis, Methoden zur Nachverfolgung von Monero-Transaktionen zu erforschen. Im Gegensatz dazu bietet Zcash durch zk-SNARKs optionale Privatsphäre und kann bei Verwendung von Shielded Addresses Daten vollständig verschlüsseln und ein größeres Anonymitätsset bieten.
Dieses Dual-Mode-Design macht es für Nutzer zwar leichter, Sicherheitsfehler zu machen (z. B. durch die versehentliche Nutzung transparenter Adressen), doch bei korrekter Anwendung bietet Zcash kryptographisch stärkeren und mathematisch zuverlässigeren Schutz der Privatsphäre. Darüber hinaus ist die Privacy-Schicht von Zcash resistent gegen Quantencomputer, während das aktuelle Ring-Signature-Schema von Monero dies nicht ist (die Entwickler haben das Problem anerkannt und planen eine Lösung in zukünftigen Upgrades).
Allein der jüngste Kursverlauf von ZEC erzählt heute eine ganz andere Geschichte.

ZEC-Kursentwicklung im vergangenen Jahr.

(Hier ursprünglich Kursdiagramm-Erklärung: ZEC-Preis im letzten Jahr; ZEC vs. XMR Preisvergleich; ZEC/BTC Tageschart.)

Technische Details
Zcash folgt dem Bitcoin-Monetärmodell: Feste Gesamtmenge von 21 Millionen ZEC, Proof-of-Work-Konsens, etwa alle vier Jahre ein Halving. Es verwendet den Equihash-Algorithmus, der im Vergleich zu Bitcoins SHA-256 besser gegen ASIC-Zentralisierung schützt. Die Blockzeit beträgt etwa 75 Sekunden, rund achtmal schneller als bei Bitcoin. Das nächste Halving wird für November 2028 erwartet, dann sinkt die Blockbelohnung auf 0,78125 ZEC.
Zcash hat zwei Adresstypen:
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Transparente Adressen: Funktionieren wie bei Bitcoin, Guthaben und Transfers sind öffentlich einsehbar.
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Shielded Adressen: Verwenden zk-SNARKs, um Sender, Empfänger und Betrag zu verbergen, während gleichzeitig bewiesen wird, dass keine Coins aus dem Nichts geschaffen wurden.
Wenn Nutzer zwischen Shielded Adressen transferieren, überprüft das Netzwerk kryptographische Beweise statt Transaktionsdetails. Der Beweis sagt: „Ich bin berechtigt, diese Coins auszugeben, und die Berechnung ist korrekt“, ohne weitere Informationen preiszugeben. Das Herzstück der Privatsphäre ist, nur das Minimum an Informationen zu teilen, das für Vertrauen notwendig ist.
Je größer der Shielded Pool, desto schwieriger ist es, Geldflüsse nachzuverfolgen. Deshalb ist es so bedeutsam, dass der Shielded Pool kürzlich die Marke von 30 % des Gesamtangebots überschritten hat. Der größte Shielded Pool ist Orchard, der am 31. Mai 2022 gestartet wurde. Er ersetzt den alten Pool, verwendet das Halo 2 Proof-System ohne Trusted Setup und führt Unified Addresses für eine vereinfachte Nutzererfahrung ein.
Derzeit enthält der Orchard Shielded Pool mehr als 4 Millionen ZEC (etwa 25 % des zirkulierenden Angebots) und macht den Großteil der insgesamt rund 4,9 Millionen abgeschirmten ZEC aus.

(Hier ursprünglich Diagramm-Erklärung: Wachstum des Shielded Supply.)
Das transparente Angebot ist um fast 3 Millionen ZEC gesunken, von etwa 14 Millionen zu Jahresbeginn auf derzeit etwa 11,4 Millionen (etwa 70 % des Gesamtangebots).

(Hier ursprünglich Diagramm-Erklärung: Rückgang des transparenten Angebots.)
Nodes und zukünftige Entwicklung
Das Zcash-Netzwerk hat derzeit etwa 100–120 Full Nodes, mehr als das Jahrestief von rund 60 Anfang des Jahres. Im Vergleich zu Bitcoin (ca. 24.000) oder Monero (ca. 4.000) ist das jedoch immer noch wenig, hauptsächlich weil das Betreiben eines Zcash-Nodes deutlich ressourcenintensiver ist (die Verifizierung von Shielded Transactions ist aufwendiger) und die Multi-Pool-Architektur sowie häufige Netzwerk-Upgrades die Komplexität und Wartungskosten erhöhen.
Für die Zukunft arbeitet Entwickler Sean Bowe am „Tachyon Project“, einer Skalierungslösung, die durch eine Neugestaltung von Synchronisation und Speicherung die Durchsatzrate von Shielded Transactions drastisch erhöhen soll. Bowe sagt, Tachyon könne ohne neue Protokolle einen Leistungssprung ermöglichen und alle Engpässe mit relativ einfacher Kryptographie lösen. Man könnte sagen: Tachyon für Zcash ist wie Firedancer für Solana.
Was sind NEAR Intents?
NEAR Intents ist eine Cross-Chain-Koordinationsschicht, die auf dem NEAR-Protokoll aufbaut. Sie ermöglicht es Nutzern, ihre Absichten auszudrücken, ohne manuell Bridges, Swaps oder Wallets bedienen zu müssen.
Intent-Executors koordinieren im Hintergrund automatisch Liquidität, führen Swaps durch und erledigen die Cross-Chain-Abwicklung.
Für Zcash bedeutet die Integration von Intents, dass Nutzer Vermögenswerte einfach von einer transparenten Chain in den Zcash Shielded Pool und zurück transferieren können, ohne jeden Schritt offenzulegen. So können Trader oder Institutionen von einer transparenten Chain (wie Ethereum) zu Zcash wechseln, um Privatsphäre zurückzugewinnen, Shielded Transactions durchführen und (falls gewünscht) wieder zurückkehren – ohne dass die Adressen auf beiden Seiten direkt verbunden sind.
Die Zashi Wallet (offizielle ECC-Wallet und meistgenutzte Zcash-Wallet) integriert NEAR Intents und nimmt Nutzern die technische Komplexität von Cross-Chain- und Shielded-Operationen ab. Zcash unterstützt nativ View Keys, die für Audits oder Compliance genutzt werden können und eine selektive Offenlegung von Shielded Transaction-Details ermöglichen. Diese Features machen Zcash sowohl für Privatanwender als auch für Institutionen attraktiv.
Warum jetzt dieser Boom?
Der plötzliche Anstieg von Zcash scheint einen Wandel in der Krypto-Kultur widerzuspiegeln. Wie der a16z „2025 State of Crypto Report“ feststellt, ist das Interesse an Privatsphäre-bezogenen Suchbegriffen bei Google zuletzt sprunghaft angestiegen.

Viele Bitcoin-Kritiker beklagen die „Institutionalisierung“ von Bitcoin und sagen, es werde von ETFs und zentralisierten Verwahrern dominiert. Bitcoin selbst war schon immer transparent, und ETFs fügen lediglich eine weitere Vermittlungsebene hinzu, ändern aber nichts an der Transparenz. Im Gegensatz dazu positionieren Zcash-Befürworter es als „das verschlüsselte Bitcoin“, als Rückkehr zum Cypherpunk-Geist – was in einer Zeit allgegenwärtiger Überwachung durch Chainalysis und On-Chain-Detektive auf Resonanz stößt. Der Aufstieg von Zcash reißt die alte Kluft zwischen „Privatsphäre als Recht“ und „Transparenz für Regulierung“ wieder auf.
Da der Privacy-Tech-Stack nun endlich auf Verbraucherniveau nutzbar ist (die im März 2024 eingeführte Zashi Wallet vereinfacht Shielded-Operationen) und der Shielded Supply weiter wächst, erhält Zcash immer mehr Aufmerksamkeit. Mehr abgeschirmte ZEC bedeuten ein größeres Anonymitätsset und machen Zcash insgesamt privater.
Ein weiteres klares Signal, dass Zcash „zurück ist“: Vor einigen Wochen wurde auf Hyperliquid ein ZEC-Perpetual Contract gelistet, sodass Trader auf dieser beliebten dezentralen Börse Privacy Coins mit Hebel handeln können. Das zeigt, dass es eine starke Nachfrage nach diesem jahrelang vergessenen Juwel gibt. Die Einführung von Perpetuals hat die Marktliquidität von ZEC erhöht, das Open Interest erreichte zeitweise etwa 115 Millionen Dollar, was auch die Volatilität des Spotpreises verstärkte.
Fundamental hat sich bei Zcash technisch nicht über Nacht alles verändert. Aber die Wahrnehmung am Markt hat sich gewandelt. Der Anstieg ist sowohl auf die anhaltende Unterstützung prominenter Stimmen im Space als auch auf die erneute Erkenntnis zurückzuführen, dass Privatsphäre für erlaubnisfreie Währungen von entscheidender Bedeutung ist.
Unabhängig davon, ob die starke Preisentwicklung von ZEC anhalten kann, hat diese Marktrotation den Markt bereits erfolgreich dazu gezwungen, den Wert von Privatsphäre neu zu bewerten.
Nach Jahren der Stille hat dieser Boom Zcash wieder ins Rampenlicht gerückt. Ob daraus nachhaltiges Netzwerk-Wachstum wird, bleibt abzuwarten. Doch dass Privatsphäre wieder im Mittelpunkt steht, offenbart eine tiefere Wahrheit: In einem zunehmend transparenten Finanzsystem wird die Fähigkeit, privat zu handeln, wieder als wertvolles Gut angesehen.




