Jack Ma, Chinas schillerndster Unternehmer, mischt wieder mit – diesmal dort, wo Peking am liebsten die Finger draufhält: im Krypto-Geschäft. Seine Ant Group, bekannt durch den Bezahldienst Alipay, hat in Hongkong mehrere Markenanträge eingereicht – darunter den vielsagenden Namen «Antcoin». Diversen Medienberichte zufolge will das Unternehmen damit seine Rechte sichern, falls die politische Grosswetterlage sich ändert und Kryptowährungen eines Tages auch im Reich der Mitte wieder erlaubt sein sollten.
Es ist ein Schritt mit Signalwirkung. Denn während Peking Kryptowährungen weiter strikt verbietet, öffnet sich Hongkong immer stärker für digitale Vermögenswerte. Die Stadt positioniert sich seit Monaten als Asiens Krypto-Hub und will mit Dubai oder Singapur um die Spitzenposition konkurrieren. Ant Group scheint diese Entwicklung genau zu beobachten – und sich klug zu platzieren, bevor die nächste Welle losbricht.
Antcoin: Zündet Jack Ma die nächste Krypto-Bombe?
Der Markenantrag deckt mehrere Geschäftsbereiche ab: Online-Zahlungen, digitale Wallets, Stablecoin-Emissionen und Transaktionen. Besonders der Stablecoin-Bereich ist brisant, da China zuletzt sämtliche Versuche grösserer Tech-Konzerne, eigene Token zu emittieren, gestoppt hatte. Peking fürchtet Kontrollverlust, Hongkong dagegen wittert wirtschaftliche Chancen.
Ant Group hält sich offiziell bedeckt. Von einem baldigen Start eines Tokens ist keine Rede. In Hongkonger Medien heisst es, die Anträge dienten vor allem dem Schutz geistigen Eigentums – eine Art strategische Wette auf die Zukunft. Hinter den Kulissen dürfte das Interesse jedoch weit grösser sein. Schon im Sommer testete das Unternehmen gemeinsam mit Circle – dem Herausgeber des Stablecoins USDC – grenzüberschreitende Zahlungen über Blockchain-Technologie.
Schon mitbekommen? Ripple (XRP) startet den grössten Krypto-Angriff seiner Geschichte
Im September überraschte Ant Group erneut, als es ankündigte, Energieanlagen im Wert von 8,4 Milliarden Dollar zu tokenisieren und damit auf die Blockchain zu bringen. Diese Projekte laufen zwar nicht direkt unter dem Banner «Krypto», zeigen aber deutlich, in welche Richtung sich der Tech-Riese bewegt: weg von reinen Zahlungsdiensten, hin zu einer digitalen Finanzinfrastruktur mit globaler Reichweite.
Wie geht es mit dem Bitcoin-Verbot in China weiter?
Doch der Balanceakt ist heikel. China hat den Kryptohandel offiziell verboten, duldet aber Hongkongs Ambitionen. Die Sonderverwaltungszone darf eigenständige Finanzentscheidungen treffen, solange sie Pekings politische Leitplanken respektiert. Ant Group agiert also auf dünnem Eis: zu viel Nähe zu Krypto könnte erneut Ärger bringen – zu wenig Innovation würde bedeuten, den Anschluss an die globale Entwicklung zu verlieren.
Jack Ma weiss, was auf dem Spiel steht. Nach den harten Eingriffen der chinesischen Behörden gegen Ant Group im Jahr 2021 und seiner eigenen öffentlichen Zurückhaltung tastet sich der Milliardär vorsichtig zurück auf die Bühne. Der Markenname «Antcoin» könnte dabei mehr sein als nur ein juristisches Manöver. Er steht für den Versuch, die Brücke zwischen der alten Finanzwelt und der neuen, tokenisierten Wirtschaft zu schlagen – mit einem Auge auf die Gegenwart und dem anderen fest auf die Zukunft gerichtet.
Interessant: Japan plant historischen Kurswechsel für Bitcoin und Co.
Sollte es Ant Group gelingen, ihre Blockchain-Projekte in Hongkong weiter auszubauen, könnte das Unternehmen eine Schlüsselfigur in der nächsten Phase des digitalen Finanzsystems werden – genau dort, wo China bislang auf der Bremse steht. (mck)


