Die US-Großbank JPMorgan Chase wird ab Ende 2025 institutionellen Kunden die Möglichkeit geben, direkt mit Bitcoin (BTC) und Ethereum (ETH) besicherte Kredite aufzunehmen. Wie aus mehreren Medienberichten hervorgeht, wird das Programm weltweit ausgerollt und auf einen externen Verwahrer setzen, der die hinterlegten Krypto-Assets absichert.
Bisher erlaubte JPMorgan bereits die Nutzung von Krypto-ETFs als Kreditsicherheit, doch der direkte Zugriff auf die digitalen Assets selbst stellt eine signifikante Erweiterung dar.
Der Schritt ermöglicht es Fonds, Family Offices und anderen institutionellen Akteuren, Liquidität freizusetzen, ohne ihre langfristigen Krypto-Positionen verkaufen zu müssen.
Besonders im aktuellen Marktumfeld, in dem Bitcoin bei über 111.000 US-Dollar und Ethereum nahe der 4.000-US-Dollar-Marke gehandelt werden, stellt das eine attraktive Option zur Kapitalfreisetzung dar.
JPMorgan reiht sich damit in eine Riege von Finanzriesen ein, die ihre Krypto-Dienstleistungen zunehmend ausbauen, darunter Morgan Stanley, BNY Mellon, State Street und Fidelity.
Jamie Dimons Meinungsumschwung
Bemerkenswert ist, dass dieser Strategiewechsel unter dem Vorstandsvorsitzenden Jamie Dimon erfolgt, der Bitcoin einst als „Betrug“ und „wertlos“ bezeichnete. Inzwischen hat sich sein Ton deutlich gemildert. Anfang 2025 sagte Dimon, er verteidige zwar nicht den Gebrauch von Bitcoin, aber sehr wohl das Recht der Menschen, ihn zu kaufen.
Parallel dazu baut JPMorgan mit der Blockchain-Plattform Onyx bereits seit Jahren ein eigenes Tokenisierungsnetzwerk auf, das täglich Transaktionen im Milliardenbereich verarbeitet.
Neben Onyx setzt die Bank auch auf den JPM Coin sowie auf die kürzlich eingeführte digitale Einlagelösung JPMD, die auf der Coinbase-Blockchain Base läuft. Die Tokenisierung von Kohlenstoffzertifikaten, Cross-Border-Payments und Supply-Chain-Finanzierungen sind dabei nur einige der praktischen Anwendungsfälle.
Regulatorisches Umfeld begünstigt Krypto-Adoption
Begünstigt wird die Öffnung durch regulatorische Entwicklungen in den USA. Seit dem Regierungswechsel im Weißen Haus sehen sich Banken mit einem deutlich krypto-freundlicheren Umfeld konfrontiert. Die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) etwa hat im September angekündigt, künftig auch Stablecoins wie USDT und USDC als Sicherheiten für Derivatgeschäfte zuzulassen. CFTC-Vorsitzende Caroline Pham nannte Tokenized Collateral sogar die „Killer-App“ für moderne Finanzmärkte.
Auch der US-Kongress arbeitet derzeit an einem umfassenden Marktstrukturgesetz für digitale Assets , das die rechtliche Grundlage für Banken weiter stabilisieren soll. Institutionelle Kunden, die sich zuvor zurückhielten, zeigen nun verstärkt Interesse. Dementsprechend steigt die Nachfrage nach Bitcoin-gestützten Krediten.
Blockchain wird integraler Bestandteil von JPMorgans Zukunft
Bereits im Juli hatte JPMorgan eine Partnerschaft mit Coinbase angekündigt, um eine direkte Bank-zu-Wallet-Verbindung zu ermöglichen. Dabei sollen Nutzer sogar ihre Chase-Bonuspunkte in Krypto umwandeln können. Das Feature soll ab 2026 aktiviert werden.
Gleichzeitig wird die technische Infrastruktur für Blockchain-basiertes Lending immer robuster: JPMorgans Kinexys-Netzwerk, das u.a. im Bereich Commercial Real Estate genutzt wird, beschleunigt Zahlungsabwicklungen inzwischen auf Minuten statt Tage.
Die neue Krypto-Kreditoffensive reiht sich damit nahtlos in eine umfassendere Strategie ein, die darauf abzielt, Blockchain-Technologie in den Kern des Finanzsystems zu integrieren, und das unter dem Dach einer Bank, die noch vor wenigen Jahren als erbitterter Krypto-Kritiker galt.



