
Mit der Gründung der Initiative Global Regulated Asset & Digital Exchanger Alliance (GRADE) machen neun Akteure aus der Finanz- und Blockchain-Sektoren einen Vorstoß in Richtung einer international einheitlichen Tokenisierung.
Die Mitglieder der Allianz, darunter unter anderem Hydra X, 21X, Texture Capital, INX sowie das in Wien und München ansässige Unternehmen Black Manta Capital Partners, wollen die Komplexität der Zulassung digitaler Wertpapiere auf verschiedenen Märkten drastisch reduzieren.
Im Fokus steht dabei der sogenannte Eligibility Passport, ein standardisiertes Prüf- und Informationspaket, das länderspezifische Regulierungen transparent und vergleichbar machen soll.
Der Passport soll es Emittenten ermöglichen, ein einheitliches Due-Diligence -Dossier beim zentralen GRADE-Koordinator einzureichen. Dieses wird anschließend mit den Anforderungen verschiedener Plattformen abgeglichen. Die Entscheidung über eine Zulassung bleibt weiterhin bei den jeweiligen Handelsplätzen, doch der Passport verschafft Emittenten frühzeitig einen Überblick, wo regulatorische Anforderungen erfüllt sind und wo nicht.
Globale Märkte, lokale Hürden
Die Notwendigkeit einer solchen Lösung begründet sich aus der aktuell stark fragmentierten Landschaft für tokenisierte Finanzprodukte. Zwar schreiten viele Länder in der Entwicklung entsprechender Märkte voran, doch fehlen bislang überregionale Standards, die Emittenten und Börsen eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit erleichtern würden. „Der Markt für digitale Vermögenswerte steht kurz vor einem Durchbruch“, erklärt Alexander Rapatz, CEO von Black Manta Capital Partners. „Doch fragmentierte Regulierungen sorgen noch immer für erhebliche Reibungsverluste.“
Auch Mark Tang, CEO von Hydra X, sieht in der aktuellen Situation eine Wachstumsbremse. Viele tokenisierte Assets seien derzeit auf isolierte Märkte beschränkt, obwohl es längst die technologische Basis für internationale Notierungen gäbe. Eine zentrale Vereinheitlichung der Informationsanforderungen könne hier laut Tang einen Wendepunkt markieren.
Neue Wege für Vertrauen im digitalen Kapitalmarkt
GRADE verfolgt laut eigener Aussage keinen radikalen Eingriff in bestehende Regulierungsstrukturen. Vielmehr wolle man mit dem Eligibility Passport eine Brücke zwischen nationalen Rahmenwerken und internationalen Ambitionen bauen. Nadine Wilke von Particula hebt hervor, dass der standardisierte Informationsfluss Zeit und Ressourcen spart, ohne dass gesetzliche Vorgaben verändert werden müssen. Das erleichtere Emittenten neuer Tokens den Marktzugang und schaffe Vertrauen bei Aufsichtsbehörden und Investoren.
Zugleich zielt die Initiative auf die Schaffung echter, globaler Liquidität. Denn selbst dort, wo Technologien wie die Blockchain Interoperabilität ermöglichen würden, scheitert die Umsetzung meist an regulatorischen Unterschieden oder langwierigen Zulassungsverfahren. GRADE setzt hier auf eine Kombination aus technischer Machbarkeit, juristischer Sorgfalt und einer klaren Kommunikationsstruktur zwischen allen Beteiligten.
Ob der Eligibility Passport zur Blaupause für den internationalen Token-Markt wird, hängt nun maßgeblich davon ab, wie die Akzeptanz bei Handelsplattformen, Emittenten und Aufsichtsbehörden ausfällt. Die GRADE-Initiative stellt jedenfalls einen ambitionierten Versuch dar, die nächste Evolutionsstufe digitaler Finanzmärkte jenseits nationaler Alleingänge und mit einem klaren Bekenntnis zur globalen Vernetzung zu zünden.